Daily Archives: 3. Juli 2017

Paris 2017: Reisetagebuch einer Studienfahrt


Nachdem es in diesem Jahr leider nicht möglich war, einen regulären Schüleraustausch mit einer französischen Partnerschule durchzuführen, fiel rasch die Wahl auf eine Studienfahrt in die französische Hauptstadt mit ihren unzähligen weltberühmten historischen Baudenkmälern, Museen und kulturellen Angeboten.

1. Tag: Paris von oben

Gleich am ersten Tag unserer Ankunft besuchten wir zuerst die beeindruckende Opéra Garnier und dann auch die Galeries Lafayette.
Die Galeries Lafayette befinden sich im Boulevard Haussmann und bieten neben den teuren Boutiquen und bekannten Marken auch eine Bilderausstellung von diversen Künstlern.
Die Dachterrasse des Gebäudes bietet einen kostenlosen großartigen Ausblick über Paris. Das nächste Ziel war der Eiffelturm. Auf dem Weg kamen wir u.a. am Elysée-Palast vorbei, dem Amtssitz des neu gewählten französischen Präsidenten Emmanuel Macron, und überquerten die Champs-Elysées.
Der Eiffelturm ist mit 324 Meter das höchste Gebäude von Paris. Er steht am Ufer der Seine. Der Turm wurde von 1887 bis 1889 für die Weltausstellung zum Gedenken des 100. Jahrestag der Französischen Revolution von Gustave Eiffel errichtet. Ursprünglich war geplant, dass er nach der Weltausstellung wieder abgebaut werden sollte, doch dadurch, dass auf dem Turm ein Radiosender eingerichtet wurde, konnte die Konzession verlängert werden. Heutzutage ist der Eiffelturm nicht mehr aus Paris wegzudenken. Mittlerweile ist er sogar das meistbesuchte Wahrzeichen der Welt. Wir machten unzählige Photos!

Paris 1

Paris von oben genossen wir dann am Abend von der Tour Montparnasse aus, ein etwa 210 m hohes Bürohaus mit 59 Stockwerken. Zuerst fuhren wir mit dem Aufzug innerhalb weniger Sekunden bis in die 56. Etage. Dort bot eine Aussichtsplattform einen weiten Blick auf die gesamte Stadt. Rundherum hatte man eine atemberaubende Sicht über alle Sehenswürdigkeiten, Parks und Straßen von Paris, dabei nicht zu vergessen die Seine. Trotz des starken Windes auf dem Dach war es ein sehr schönes Erlebnis, den tollen Blick über die Hauptstadt Frankreichs genießen zu können.

2.Tag: Friedensweg und Montmartre

Am Dienstag, 30.05., machten wir uns nach dem Vortrag der Organisation Aktion Friedensdienste Sühnezeichen auf den Friedensweg mit Maja aus Karlsruhe, die gerade ein Freiwilliges soziales Jahr bei ASF absolviert. Der Friedensweg umfasste 15 Stationen in Paris.
Die Tour startete beim Trocadéro und führte uns einmal um den Eiffelturm herum. Maja, die nur unmerklich älter war als wir selbst, hielt die einzelnen Stopps kurz und übersichtlich aber trotzdem informativ. So viele verschiedene Dinge oder Orte in Paris stehen offiziell und inoffiziell für den Frieden. Eine Friedensmauer, auf der in 49 Sprachen Frieden geschrieben ist, ist wohl das beeindruckendste Friedenssymbol.
Am Dienstagnachmittag stand schließlich eine Führung in französischer Sprache durch Montmartre, das Künstlerviertel von Paris, mit anschließender Besichtigung der Sacré-Coeur an. Montmartre ist das 18. Arrondissement, die höchste Erhebung von Paris und heute ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen.
Während des 19. Jahrhunderts bevölkerten zahlreiche, später bekannte Künstler das Viertel (z.B.: Picasso) und verhalfen ihm zu seiner Bekanntheit. In den engen Gassen fanden wir jedoch neben Überresten aus alten Zeiten auch die moderne Street Art.

Paris 2
LK F 11 vor der Mur des je t’aime (Die „Ich-liebe-Dich”-Mauer)
Hierbei werden Hauswände, Schilder und sogar Treppen von Malbegeisterten nach Lust und Laune „verschönert”. Des Weiteren war Montmartre in der Neuzeit sehr bekannt für seine Windmühlen, die auch zum Mahlen von Gips dienten, von welchen jedoch heute lediglich zwei übrig sind. Von eben jenen Mühlen erhielt auch das Moulin Rouge seinen Namen. Wir entdeckten Filmdrehorte, wie die Épicerie aus Die fabelhafte Welt der Amélie. Nach diesen Erkundungen folgten wir einer steil ansteigenden Straße und fanden uns bald auf dem Place du Tertre wieder. Umgeben von zahlreichen kleinen Restaurants und Cafés befinden sich hier die Stände von Straßenkünstlern, welche Portraits, Karikaturen und Scherenschnitte anfertigen. Wir erhielten nun die Chance uns selbst verewigen zu lassen oder zumindest einem Maler über die Schulter zu schauen. Zum Abschluss besichtigten wir den Höhepunkt der Führung: Sacré-Coeur. Die Basilika stammt aus dem 19. Jahrhundert und wurde im neobyzantinischen Stil gebaut. Im Inneren der Kirche beeindruckten uns vor allem die imposante Höhe und die wunderschönen Bilder. Es gab die Möglichkeit, eine Kerze für Angehörige anzuzünden. Nach diesem letzten spannenden Teil der Führung ruhte sich die Truppe noch eine Weile auf der großen Freitreppe vor Sacré-Coeur aus, genoss den grandiosen Ausblick und ließ die überwältigende Atmosphäre auf sich wirken.

3. Tag Kunst, Kultur und Paris von unten

Am Vormittag besichtigten wir mit unzähligen anderen Besuchern den Louvre. Mit ungefähr 380.000 Kunstwerken, welche auf einer Fläche von über 60.000 m² jährlich mehr als zehn Millionen Besuchern präsentiert werden, ist es das größte Museum der Welt. Gemeinsam haben wir uns gegenseitig Vorträge über die Venus von Milo sowie andere Kunstwerke und Skulpturen gehalten. Ein Abstecher zur Mona Lisa, dem berühmten Gemälde der Juli-Revolution von 1830 La Liberté guidant le peuple von Eugène Delacroix, der Kaiserkrönung Napoléons von 1804 oder das Portrait von Ludwig XIV. durfte nicht fehlen.
Am Mittwoch besuchten wir nachmittags gemeinsam zu Fuß das beliebte Viertel Saint-Germain-des-Prés (6. Arrondissement) und sahen somit zwei der berühmten Pariser Cafés littéraires. Dies war zum einen das Café de Flore sowie Les Deux Magots. Solche speziellen Cafés sind Orte, an denen man sich trifft, um über Literatur zu reden oder auch einfach Ideen untereinander austauscht. Viele berühmte Schriftsteller und Maler waren hier bereits zu Besuch, von Jean-Paul Sartre über André Breton und Picasso bis Simone de Beauvoir. Sie schrieben und malten hier teilweise sogar ihre Werke. Heutzutage ziehen die Cafés aber auch Touristen an, um das schöne und überaus angenehme Flair genießen und gleichzeitig erleben zu können, genau wie die Berühmtheiten zuvor.

Der Jardin du Luxembourg ist ein früher königlicher, heute staatlicher Schlosspark im Pariser Quartier Latin (6. Arrondissement) mit Sitz des Senats. Auf unserer Studienfahrt haben wir den vielfältigen Park sehr gerne für eine Mittagspause genutzt.

Eine Stadt erkundet man am besten zu Fuß und deswegen ging es nach einer Pause im Jardin du Luxembourg gleich weiter zu mehreren berühmten Baudenkmälern. Das Panthéon, die nun nationale Ruhmeshalle (ehemals Kirche) dient heute als Grab für berühmte Persönlichkeiten, wie zum Beispiel Voltaire und auch als erste Frau Marie Curie. Als nächstes besuchten wir die nicht weit entfernte Sorbonne, die älteste Universität in Paris. Interessant waren die Hinweise auf Studenten, wie beispielsweise viele Fahr- und Motorräder um den Universitätscampus herum. Doch vom Innern der Universität bekamen wir wenig mit. Die wenigen offenen Türen waren kontrolliert von Beamten und so mussten wir uns mit der Fassade des Gebäudes begnügen. Nicht weit von dort erhoben sich schon die charakteristischen Türme von Notre-Dame de Paris in die Höhe. Im Innern der im gotischen Stil errichteten Kathedrale war es trotz der vielen Fenster doch sehr dunkel in den Seitenschiffen. Besonders in Erinnerung sind uns die prachtvollen Fensterrosen im Querschiff geblieben. Der Blick an die Decke im Mittelschiff lässt einen die Bewunderung ein wenig nachvollziehen, welche ein Pilger oder ganz normaler Bürger beim Eintreten in die Kirche empfinden kann.

Am Ende des Nachmittags schauten wir uns das Theaterstück Les fables de la Fontaine in der Comédie Saint Michel an, in dem mit Hilfe eines Bauchredners verschiedene Fabeln von La Fontaine vorgestellt wurden. Die Zuschauer, meist Kinder im Alter von etwa 8 Jahren, waren begeistert und konnten an manchen Stellen sogar interaktiv mitwirken. Das Theater war somit sehr lehrreich, da der Bauchredner den Kindern auch an manchen Stellen unbekanntes Vokabular nahe brachte, sodass auch die Schüler unseres Kurses noch viel lernen und so die französische Kultur und Sprache besser kennenlernen konnten.
Am Abend lernten wir Paris von unten kennen und besichtigten die Katakomben. Früher waren die Katakomben Steinbrüche, die sich unter der Stadt befinden. Dort wurde Kalkstein abgebaut und für den Häuserbau verwendet. Im 18. Jahrhundert war die Sterberate in Paris durch Epidemien und Hungersnöte sehr hoch. Dadurch wurde der Platz auf Friedhöfen immer enger und man musste Gräber doppelt bis dreifach belegen. Der Verwesungsprozess führte zu einem immer unerträglicheren Geruch in der Nähe der Friedhöfe und auch das Grundwasser wurde verunreinigt. Um diese Probleme zu lösen, grub man knapp 6 Millionen Menschen wieder aus und begrub ihre Gebeine im ehemaligen Steinbruch, den heutigen Katakomben.

130 Stufen einer steinernen Wendeltreppe führten uns in die etwa 300 Kilometer Tunnel unter der Stadt. Der Rundgang ist allerdings nur etwa 2 Kilometer lang. 30 Kilometer unter der Stadt kühlt die Luft ab, was einen schon von vorneherein schaudern lässt. Die Gänge waren spärlich beleuchtet, mit jedem Schritt kamen die Decken näher und man bekam ein mulmiges Gefühl. Ein Schild mit der Aufschrift: Arrête, c’est ici l’empire de la mort, auf Deutsch: “Stopp, hier ist das Reich des Todes” markierte den Anfang der Stadt der Gebeine. Man fühlt sich wie in einem alten Gruselfilm und denkt einen Moment darüber nach, ob man nun doch nicht lieber umkehren sollte. Doch wir gingen weiter und wanderten durch endlose Gänge, gesäumt von einem Wall aus Gebeinen und Totenköpfen dazwischen. Es ergeben sich Muster, fast wie Kunst. Still, zum Teil schockiert, kam unsere bislang gute Stimmung erst wieder an der Oberfläche zurück.
Den Abend ließen wir in einem der vielen Straßencafés der rue Daguerre ausklingen, einer der schönsten Straßen von Paris.

4. Tag Ausflug ins Weltall, Freizeit und Theater

Wir nutzten die Studienfahrt auch, um im Rahmen des deutsch-französischen Entdeckungstages, das Unternehmen Arianespace in Evry-Courcouronnes zu besichtigen, ein glänzendes Beispiel europäischer Zusammenarbeit. Ein Bericht zum Besuch des Raketenträgerunternehmens findet sich hier.
 
Der Donnerstagnachmittag stand nun endlich (!) zur freien Verfügung und wurde vor allem zu einer Shopping-Tour rund um das Centre Georges Pompidou genutzt. Kurz vor dem letzten Theaterbesuch schlossen sich spontan einige Schüler noch einem Straßensänger vor dem Centre Pompidou an und sorgten für eine ausgelassene Stimmung.
Als letztes Highlight stand noch ein Besuch des Théâtre du Nord-Ouest auf dem Programm. Wir sahen hier eine Inszenierung von Jean-Paul Sartres Huis clos (zu Deutsch: „Geschlossene Gesellschaft”). Das Ensemble aus vier Schauspielern bewegte sich in einem dunklen quadratischen Raum, in welchem sich die Zuschauerplätze an drei von vier Wänden befanden. Diese „Bühne” bot uns die Möglichkeit, sich noch besser in die Szene hineinzuversetzen. Hier finden sich drei verschiedenene Menschen nach ihrem Tod in einem geschlossenen Zimmer in der Hölle wieder, wo jeder des anderen Peiniger ist. Gegenseitig versuchen sie sich die Sünden ihrer Lebzeiten zu verheimlichen, doch je mehr Zeit vergeht, umso mehr steigt die Spannung zwischen den Charakteren und die Wahrheit kommt nach und nach ans Licht. Ebenfalls eingeschlossen in jenem „Höllenzimmer” (die Temperaturen sorgten nicht zuletzt für ein entsprechendes Feeling) erlebte der Kurs das Spektakel hautnah.

5. Tag Comptine d’un autre été (aus: Le fabuleux destin d’Amélie Poulain)

Ein für die Reisenden am Gare de l’Est offen stehendes Klavier wurde zum Abschluss am Freitag noch von einigen Schülern genutzt, den Aufenthalt musikalisch ausklingen zu lassen, bevor wir am späten Nachmittag wieder in Wissembourg eintrafen.
Nach unzähligen gelaufenen Kilometern, informativen Referaten und Führungen und trotz vollen Programms bleibt als Fazit festzuhalten: Paris ist eine Reise wert, wir hatten viel Spaß und haben viel gelernt!

Im nächsten Schuljahr wird die Fachschaft Französisch für den LK Französisch 11 wieder einen Schüleraustausch mit einer neuen Partnerschule in Sens, dem Lycée Janot, südlich von Paris, anbieten können, sodass die Schüler noch mehr in die französische Sprache und Alltagskultur eintauchen werden.

Paris 3

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LK Französisch 11, Che/Sjk, 6/2017

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Deutsch-französischer Entdeckungstag bei Arianespace in Frankreich


Nach dem Verlassen der Innenstadt mit dem Zug und einem kurzen Fußmarsch kamen wir am Sitz von Arianespace in Evry-Courcouronnes an, wo wir zunächst Besucherausweise ausgehändigt bekamen. Daraufhin wurden wir an der Pforte abgeholt und erhielten nach einer kurzen Begrüßung durch Herrn Zeller, einem seit über dreißig Jahre in Frankreich lebenden Deutschen, in einer ersten Präsentation in französischer Sprache einen allgemeinen Überblick über das Unternehmen mit Informationen zu Dienstleistungen und Jahresumsätzen sowie Erklärungen zum grundlegenden Aufbau einer Transportrakete.

Darauf folgte eine Erläuterung zur Hauptaufgabe von Arianespace, dem Transport von Material und Geräten in den Weltraum. Ein Video verdeutlichte die theoretischen Erklärungen an einem konkreten Beispiel eines Raketenstarts vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana, wo sich die Startrampe von Arianespace befindet, denn die Nähe zum Äquator bietet Vorteile beim Start.

Im Anschluss bekamen wir Gelegenheit uns mit einem passionierten französischsprachigen Mitarbeiter der Firma zu unterhalten, unter dessen Leitung schon mehrere Raketenstarts in Guyana stattgefunden haben. Hier konnten wir einen Einblick in die Details eines Raketenstarts und die damit verbundenen Aufgaben, die bis weit vor den eigentlichen Start reichen, erlangen.
 
Etwas Besonderes war der Besuch des Kontrollraumes, indem sich die am besten ausgebildeten Experten in Sachen Raketentechnik der Firma bei jedem Start treffen (da dies könstengünstiger als eine Verlegung sämtlicher Experten zum Startplatz ist), um im Falle eines Problems schnellstmöglich Lösungen auszuarbeiten und Anweisungen an das Personal in Guyana zu geben. Auf Monitoren wurden Echtzeitdaten einer Ariane-5 Rakete übertragen, die am folgenden Tag startete.

Arianespace

Nach diesem Gespräch gab es eine zweite Präsentation, zunächst auf Französisch, dann auf Deutsch, die sich mit Konkurrenzunternehmen, Marktanteil, Zukunftsvisionen und Plänen von Arianespace befasste und die Hintergründe, wie etwa die staatliche Finanzierung, beleuchtete.

Alles in allem war der Besuch bei Arianespace nicht nur äußerst interessant und informativ was die technische Seite betrifft, sondern zeigte auch gut die vielseitigen Möglichkeiten und Wege auf, mit entsprechendem fachlichen Knowhow, Sprachkenntnissen und interkultureller Kompetenz in einem anderen EU-Land zu arbeiten und Karriere zu machen, sowie den Einfluss, die Möglichkeiten und Vorteile, die die Europäische Union Unternehmen aller Art bieten kann.

Wir danken Arianespace für die Durchführung des Entdeckungstages und dem Deutsch-Französischen Jugendwerk für die Organisation und Zuschüsse.

Fabian Kolodziej, LK Französisch 11/ Che, 6/17

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