Daily Archives: 4. Juni 2017

„Ich finde nicht, dass Religionen allzu viel Frieden bringen“


„Viel Grausames gibt es, am grausamsten ist der Mensch”, riefen die Schauspieler der Theater-AG des Gymnasiums in der Aula des Alfred-Grosser-Schulzentrums. Sie zitierten aus der „Antigone” des antiken Dichters Sophokles anlässlich des Besuchs von Professor Alfred Grosser. Der 92-Jährige stellte an diesem 23. Mai in Bad Bergzabern sein neues Buch „Le Mensch” vor. Entgegen den Befürchtungen des Sophokles wolle er das „Menschwerden begünstigen. Das ist eine Aufgabe, die im Widerspruch steht zur Verzweiflung an der Welt”, so Alfred Grosser. „Weltoffen und frei” solle man dazu werden, zitierte der Schulleiter des Gymnasiums im Alfred-Grosser-Schulzentrum Bad Bergzabern Pete Allmann an diesem Abend den Gast. Dazu aber, so Grosser, müsse man sich bewusst werden über die eigenen Identitäten. „Ich habe wie alle verschiedene Identitäten: Ich bin zum Beispiel ein Mann. Das gibt mir schon mal viele Vorteile. Außerdem bin ich Pariser. Auch das hat in Frankreich viele Vorteile”, so Grosser. Man müsse aber Distanz zu den eigenen Zugehörigkeiten haben, um das Leiden der anderen zu verstehen. „Weil ich Jude bin, aber Distanz dazu einnehme, verstehe ich zum Beispiel das Leiden der Palästinenser”, so Alfred Grosser.
Distanz nahm der Namensgeber in seinem Schulzentrum auch zu seiner Herkunft aus Frankfurt. Er berichtete im Laufe des Abends kurz, wie er als jüdischer Schüler in Frankfurt verprügelt wurde und wie er nach der Flucht nach Frankreich in den 1930er-Jahren in Frankreich gleich als Franzose begrüßt worden sei. Er hasse es, als „Deutsch-Franzose” betitelt zu werden. „Ich bin Franzose!”, betonte er auch an diesem Abend Ende Mai in Bad Bergzabern. Dennoch habe er gleich nach dem Krieg die Zusammenarbeit mit Deutschen gesucht. „Wir haben gesagt: Es gibt nicht die Deutschen und deshalb wir haben mit deutschen Widerständlern zusammengearbeitet”, erzählte Alfred Grosser.

Alfred Grosser blickte immer wieder erfreut auf die Bühne, wo Gruppen des Gymnasiums Musik, Theater und Kunst boten: Das Streichorchester unter Leitung von Bärbel Rohde, die Theater-AG unter Leitung von Berthold Blaes, die Jazz-Combo unter Leitung von Theodor Schmidt, die Musical-AG unter Leitung von Christoph Bornschein sowie ein Kunstprojekt unter Leitung von Franz Leschinger. Alle wurden unterstützt von der Licht- und Ton-AG unter Leitung von Sven Scheidner.

Grosser 17

Durch den Abend führten zwei Schülerinnen der zwölften Jahrgangsstufe: Maya Engel und Leah Stephan. Beide befragten Alfred Grosser zu wesentlichen Thesen seines Buches. Leah Stephan fragte den bekennenden Atheisten zum Beispiel: „Sie mussten aufgrund ihres Judentums aus Deutschland fliehen, haben ihre vier Söhne aber katholisch getauft. Gab es da nicht Momente, in denen Sie Ihre Identität hinterfragten?” Alfred Grosser antwortete: „Ich war immer mit Christen befreundet, aber ich meine echte Christen, nicht die CSU!” Ein guter Freund von ihm sei der Münchner Kardinal Reinhard Marx. „Dennoch ist für mich der Tod das Ende!”

Umso mehr versuche er in seinem Leben Menschen zu befreien. Maya Engel und Leah Stephan fragten weiter, warum sich seiner Meinung nach so viele Menschen zur Terrororganisation „Islamischer Staat” bekennten. Alfred Grosser verwies zunächst auf die katholische Kirche: „Zwischen dem 5. Jahrhundert und 1965 war die Toleranz keine katholische Tugend” und Karl der Große habe im Namen der Religion mehr Sachsen töten lassen als der IS heute. Natürlich sei die katholische Kirche heute nicht mehr so, aber sie solle sich daran erinnern. Auch bei innermuslimischen Konflikten, zum Beispiel zwischen Sunniten und Schiiten gebe es viele Tote. Alfred Grosser schloss diesen Exkurs mit den Worten: „Ich finde nicht, dass Religionen allzu viel Frieden bringen!”

Maya Engel fragte Alfred Grosser, ob es einen Unterschied zwischen normativer und eigener Identität gebe. Der Pariser antwortete, er sei nie in Parteien gewesen, weil dazu zu viel Selbstzensur nötig gewesen wäre. Er lobte bei dieser Gelegenheit aber die Journalisten. Zwar gebe es keine Wahrheit, aber es gebe doch einen „enormen Unterschied zwischen Journalisten, die versuchen, objektiv zu sein und denen, die das nicht versuchen”

Ansonsten blieb Alfred Grosser seinem Motto treu, Unbequemes anzusprechen. „Ich sage in Frankreich Böses über Frankreich und Gutes über Deutschland und umgekehrt. Er lobte zum Beispiel, dass in Frankreich niemand von „Migrationshintergrund” spräche. Er sei seit 1937, also seit seiner Emigration, Franzose. Sein neues Buch „Le Mensch” solle zwei Dinge zeigen: „Erstens: Die Dinge sind kompliziert und zweitens: Am Schluss soll der Leser etwas mehr als freier Mensch dastehen”, so Alfred Grosser.

Text: VOL, Fotos: BI

weiterlesen

Wie sind amerikanische Jugendliche wirklich?


„In den USA ist die Schule der Verein”, erklärt Alex Stolz aus der Klasse 10e des Gymnasiums im Alfred-Grosser-Schulzentrum Bad Bergzabern. „An der Highschool in Sweet Home, Oregon haben sie sogar zwei Footballfelder”, ergänzt Klassenkamerad Jan Ehrstein. „Da gibt es halt viel mehr extracurricular activities, also außerunterrichtliche Aktivitäten als bei uns”, sagt Alex.

Die beiden berichten von einem Briefaustausch mit der amerikanischen Highschool, an der ihre Englischlehrerin Verena Rolfes selbst vor über 20 Jahren in der elften Klasse war. 19 amerikanische Schülerinnen und Schüler haben vor ein paar Wochen Briefe geschickt, die sie im Kunstunterricht besonders gestaltet haben. Die 30 Schülerinnen und Schüler der Klasse 10e haben ihnen jetzt geantwortet. Auch sie haben Briefumschläge und Postkarten gestaltet, und zwar im Kunstunterricht bei Annet Waßmer.

„Meine Briefpartnerin hat richtig ihr Herz ausgeschüttet über ihre Familienverhältnisse”, erzählt Annika Brendel aus der Klasse 10e. Ihre Mitschülerin Mira Sachs berichtet, ihre Briefpartnerin habe von ihren Karriereplänen erzählt: „Sie will Tattoo-Artist oder Lehrerin werden.”

Die Amerikaner aus Sweet Home hätten viele Fragen gestellt, zum Beispiel was am deutschen Schulsystem besonders gut oder besonders schlecht sei. Politik kam seltener vor. Eine amerikanische Schülerin habe aber berichtet, sie wolle gern durch die Welt reisen, habe jedoch Angst, dass der neue Präsident Donald Trump das erschweren könne, indem er die internationalen Beziehungen belaste. „Sie hat auch gefragt, was ich davon halte, aber ich habe mich da lieber vorsichtig geäußert”, sagt Mira Sachs.

Die meisten haben aber einfach nur über ihre Hobbies geschrieben, so wie der Austauschpartner von Nam Nguyen. Alex Stolz ergänzt: „Meine Austauschpartnerin spielt Golf, ist Cheerleaderin und jobbt in einem Fastfoodrestaurant. Sie will vielleicht auch Lehrerin werden.”

Der besondere Reiz an dieser Briefpartnerschaft liege darin, dass „wir zwar die amerikanischen Filme sehen, aber wir uns bei vielem fragen, ob das eigentlich wirklich so ist”, erläutert Mira Sachs.
Alex fragt sich zum Beispiel, ob es stimmt, dass in den Filmen zwar gezeigt werde, dass amerikanische Jugendliche Partys feiern, es aber in Wirklichkeit dort sehr streng zugehen solle. Mira fragt sich auch, ob Religion in den USA wirklich eine so große Rolle spielt, wie man immer hört.

Während die deutschen Schülerinnen und Schüler also ihre Vorurteile über die amerikanische Kultur beseitigen wollen, möchten sie umgekehrt auch vermeiden, Stereotype über Deutschland zu produzieren. „Wir haben uns zum Beispiel gefragt, ob wir bei den Informationen über unsere Gegend auch den Wein erwähnen sollen, ich habe dann aber trotzdem Trauben und Weinflaschen draufgeklebt, weil das halt zu unserer Gegend gehört”, so Mira Sachs. Alex erwähnt, dass ihm erst durch das Projekt aufgefallen sei, „dass wir hier in so kleinen Dörfern leben”.

Briefprojekt USA

Das Projekt begann mit Briefen, wird aber wohl auch in den Social-Media-Accounts der Jugendlichen weitergehen, die diese miteinander ausgetauscht haben.

Text: Vol, Fotos: Rfs, 5/17

weiterlesen

Leichtathleten siegen beim Regionalentscheid Rheinhessen Pfalz


Im Laufe des Wettkampfes, welcher aus 50m Sprint, Weitsprung, Hochsprung, Ballwurf, 800m Lauf und 4 x 50m Staffel bestand, wechselte die Führung ständig, ehe das Bergzaberner Staffelquartett Florian Nehring, Dewid Lyashchuk, Sittipong Sananporn und Ahmed Fasal in einer fantastischen Zeit von 27,28 Sekunden den Sieg klar machte.
Die Topleistungen, die auch die meisten Punkte brachten, waren:
Sittipong Sananporn: 4,72m im Weitsprung und 55m im Ballwurf
Florian Nehring: 4,65m im Weitsprung
Ahmed Fasal: 57m im Ballwurf und 7,43 Sekunden über 50m
Dewid Lyashchuk: 1,40m im Hochsprung und 7,34 Sekunden über 50m
Till Jäger: 2:40,72 Minuten über 800m
Benjamin Wichmann: 1,40m im Hochsprung

Leichtathletik

v. l. n. r.: Dewid Lyashchuk, Ruslan Heißenreder, Sittipong Sananporn, Florian Nehring, Till Jäger, Paul Nagel, Ahmed Fasal,
David Schwind, Eneas Kurz, Benjamin Wichmann, Sportlehrer Gerd Dietrich
Ebenfalls hervorragend war die Zeit der zweiten Staffel. In der Besetzung Benjamin Wichmann, Eneas Kurz, Ruslan Heißenreder und Paul Nagel gewannen sie in 28,29 Sekunden ihren Lauf souverän.
In der Mannschaft sind fünf Nationalitäten vertreten (allein in der Staffel vier), ein Beispiel für tolle Integration durch Sport!
Mit dieser Leistung hat sich die Mannschaft natürlich auch für das Landesfinale, welches am 22. Juni in Koblenz stattfindet, qualifiziert und wird dort, falls sie ihre Topleistungen wiederholen, sicherlich um den Sieg mitkämpfen können.

DIE, 5/17
weiterlesen