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„Kinder können nichts Schlimmes tun”

allmann

Als wir gerade am Besprechungstisch im Büro des Schulleiters Platz nehmen, springt der neue Schulleiter des Gymnasiums im Alfred-Grosser-Schulzentrum, Pete Allmann, nochmal auf und holt noch eine Kerze. „Kerze muss sein!”, sagt er und lacht. Dann beginnt das Interview der Schülerzeitung „Das Ohr”. Den vollständige Text könnt ihr in der kommenden Ausgabe lesen.

Was haben Sie über unsere Schule gehört, bevor Sie hierher kamen?
Nur Gutes: Von der aktiven Musikarbeit über das Abi Bac, Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage, Lego League, das Grenzüberschreitende, dass die Schule viel Zulauf hat und, und, und…

Was denken Sie, was wir von Ihnen gehört haben?
[Lacht, denkt nach] Das ist eine gute Frage, also wenn man z.B. im Internet Pete Allmann sucht, findet man, denke ich, dass ich ein musizierender, lebensfroher Mensch bin, nah bei den Leuten.

Was machen Sie mit Ihrer freien Zeit?
Da ich als Schulleiter einen 12-15-Stunden-Tag habe, bleibt nicht so viel freie Zeit, aber ich versuche jede freie Minute mit meinen Kindern zu verbringen. Mein Sohn ist 15, meine Tochter 9 Jahre alt. Außerdem spielt die Musik schon immer eine wichtige Rolle in meinem Leben. In der Familie musizieren wir alle. Ich singe auch im Kirchenchor. Ach so, ich mache auch Männeryoga in Herxheim. Ja, das gibt es wirklich [lacht].

Haben Sie Haustiere?
Nein. Ich hatte als Kind Hunde und Kanarienvögel, aber die starben, vielleicht habe ich da ein Trauma zurückbehalten [lacht].

Haben Sie als Schulleiter Ziele?
Natürlich! Ohne geht es nicht. Mir ist Begegnung unglaublich wichtig. Frieden kann man zum Beispiel nur so beginnen: Mit dem ersten Schritt in der persönlichen Begegnung.
Ansonsten will ich Schwerpunkte, die es hier gibt, stützen. Ich möchte das, was es gibt, in Ruhe scannen und Feedback geben. Da gibt es ja hier an der Schule schon sehr viel. Eine so hochentwickelte Schule braucht keinen Raderfinder, sondern einen Raddreher.

Wie ist es für Sie, nun als Schulleiter an der Schule zu sein, an der sie auch Schüler waren?
Meine Schulzeit ist ja nun schon fast drei Jahrzehnte her und es ist auch gut, dass da ein bisschen Zeit dazwischen ist; durch die Renovierung erkenne ich auch manches nicht, aber ich habe schon viele Déjà-Vus.

Was ist das Verrückteste, was Sie damals als Schüler hier an der Schule je erlebt haben?
[überlegt] Ich war einige Jahre Schülersprecher und was mir da wirklich in Erinnerung geblieben ist, ist ein Schulfest, bei dem wir mit den damaligen Verbindungslehrern Schlager gesungen haben. Oder unser Abigag 1989 mit dem Motto „Flower Power”. Ich erinnere mich auch an eine Begegnung im Jahre 1985 mit Alfred Grosser. Er war damals das erste Mal in der Südpfalz. Ich war fasziniert von dieser Persönlichkeit, von seiner Nähe zu den Menschen, seiner Empathie, von diesem Revoltierenden, diesem Nicht-Still-Stehenden, das er hat.

Was wollten Sie als Kind werden?
[lacht] Ihr werdet es nicht glauben, aber ich wollte als Kind schon Lehrer werden. Vielleicht auch, weil meine Mutter Grundschullehrerin ist. Ich bin dann nach dem Abi zwar zur Bundeswehr, wollte dann nach meiner Zeit in den USA Botschafter werden, später auch mal Diakon, aber alle diese Berufswünsche haben eines gemeinsam: Ich möchte bei den Menschen sein. Es gab da ein Schlüsselerlebnis: Ich habe als Sechstklässler meiner Cousine, die damals in der fünften Klasse war, etwas in Englisch erklärt und ich merkte, dass sie mir gerne zuhört. Mein Leben wurde immer hell, wenn ich Leuten etwas erklären konnte.

Was ist das Schlimmste, das Sie mit Schülerinnen oder Schülern erlebt haben?
Da gibt es nichts Schlimmes. Ich war mit Mitte 30 schon Schulleiter und habe schon so einiges mitbekommen, aber ich bleibe dabei: Ich habe nichts Schlimmes erlebt, weil Kinder nichts Schlimmes tun. Schlimmes tut ihr nicht!

Definieren Sie Schule!
Zeigt auf das Bild: Teachers plant the seeds of knowledge that last a lifetime. Lehrer säen die Samen des Wissens, die ein Leben lang tragen. Und hier in Bad Bergzabern haben wir ein Klosterparadiesgärtlein. Es geht um die Lust, die wir in den Schülerinnen und Schülern wecken, dass sie die Segel setzen. Ich denke immer in solchen Bildern. Für mich ist Schule ein gute gepflegter Garten, aber nicht getrimmt. Sie ist bunt, lebendig, voller Farben.

Infokasten: Pete Allmann

Geboren am 14.09.1968 in Landau/Pfalz

Wohnhaft in Silz, Schüler am Gymnasium Bad Bergzabern – Schülersprecher, Musikprojekte, Abitur 1989

1986/1987 ein Austauschjahr in Minnesota

1990-1995 : Studium in Trier – Katholische Theologie, Anglistik, Germanistik und Latinistik

Praktika am Gymnasium am Kaiserdom in Speyer

1996-1998 : Referendariat am Gymnasium an der Stadtmauer, Bad Kreuznach

Nach der Hochzeit 1993 Umzug nach Speyer; seit 1998 wohnhaft in Herxheim mit Frau, Sohn (*2000) und Tochter (*2006)

1998-2008 : Erste Stelle in Herxheim am dortigen Gymnasium, Aufbau der Unesco-Projektarbeit und der Oberstufe; ab 2005 2.stellv.Schulleiter; 

2005 – 2007 UN-Dekadenprojekt “Feed the Flame”

2009-2015 Schulauf- und umbau als Schulleiter in Rheinzabern – mit dem „Schulcampus RS+ und IGS Rheinzabern” unterwegs mit Comenius-Projekten an 10 europäischen Schulen; Etablierung der Schule samt Oberstufe, Neubauten und Renovierung

In der Freizeit Familienmensch und Musikant

VOL/Redaktion “Das Ohr”, 1/16