Daily Archives: 30. Mai 2016

Zusammenleben mit Flüchtlingen in Bad Bergzabern: eine Podiumsdiskussion

Diese fand in der Aula des Alfred-Grosser-Schulzentrums in Anwesenheit einer neunten Klasse, aller zehnten Klassen und eines 12er-Kurses statt und handelte von dem Zusammenleben mit Flüchtlingen in Bad Bergzabern. Auf der Bühne anwesend waren verschiedene Menschen, die sich ehrenamtlich oder hauptamtlich für Flüchtlinge einsetzen. Als Sozialarbeiterin war Ulrike Brunck die einzige Hauptamtliche, ehrenamtlich aktiv sind die Integrationshelferin Susan Hardies, der Deutschlehrer für die Orientierungskurse im “Haus der Familie” Michael Blum und die Patin Ulla Pradel. Selbstverständlich waren auch drei Vertreter unserer Flüchtlings-AG, Lena Wensch, Charlotte Meszar und Janine Kuroczik, und die Leiterin Fr. Kliewer auf der Bühne sowie Faiza Janbin, die aus Syrien geflohen ist.

Europa-Tag Podiumsdiskussion

Begonnen hat die Diskussion damit, dass sich die Anwesenden vorstellten und erläuterten, wie lange und warum sie aktiv sind und danach wurden Fragen aus dem Publikum gestellt, die im Sozialkunde-Unterricht vorbereitet worden waren. Die erste Frage betraf den Deutschunterricht und wie er ablaufe. Herr Blum erklärte, dass es anfangs sehr schwer war, da es keine Klassen gibt und man erst mal die Flüchtlinge in Gruppen einteilen musste. Hierbei wurde vor allem das aktuelle Problem betont, dass Flüchtlinge, die noch nicht anerkannt sind, auch keinen Integrationskurs besuchen dürfen, sondern nur an den Orientierungskursen teilnehmen können, die von Ehrenamtlichen gehalten werden. Das BAMF hatte aber noch Sondermittel für Flüchtlinge aus dem Iran, dem Irak, Eritrea und Syrien bis zum Juni bereitgestellt, deshalb konnte bei uns in der Schule in Kooperation mit der Volkshochschule ein Sprachkurs stattfinden. Die nächste Frage war, ob Flüchtlinge in Deutschland arbeiten können und wie ihre Möglichkeiten sind. In der Tat haben Flüchtlinge die Möglichkeit nach drei Monaten zu arbeiten, sie werden aber oft benachteiligt, da sie kein Deutsch sprechen. Außerdem werden alle Deutschen und auch Menschen aus anderen EU-Ländern bevorzugt, wenn sie sich auf eine Stelle bewerben. Hierbei wurde auch ganz klar das Argument gegen Flüchtlinge widerlegt, dass sie einem Deutschen „den Arbeitsplatz weg nehmen”.

Ein anderes Thema betraf danach die Unterbringung der Flüchtlinge. In Bad Bergzabern gibt es – so führte der Beigeordnete der Verbandsgemeinde Martin Engelhard aus – aktuell 252 Flüchtlinge in Gemeinschaftsunterkünften, wobei die meisten in Wohnungen oder Häusern untergebracht sind. Meistens müssen die Flüchtlinge sich ein Zimmer zu zweit teilen, haben jedoch in Bad Bergzabern den Vorteil, dass es keine Container oder Zelte für Flüchtlinge wie in anderen Städten gibt. Außerdem wurde daraufhin Frau Janbin selbst gefragt, wie sie sich denn fühle und was sie über die Deutschen denke. Sie meinte, dass sie sich mittlerweile sehr wohl fühle und freundlich aufgenommen wurde, jedoch ab und zu noch gewisse Vorurteile gegenüber Moslems zu spüren bekäme. Sie wies auf die noch bestehenden Schwierigkeiten hin, Deutsch zu lernen und eine Wohnung zu finden.
 
Zusammenfassend kann man jedoch nach dieser Diskussion sagen, dass das Zusammenleben der Flüchtlinge, die Integration und die Lebensqualität in Bad Bergzabern verglichen zu den anderen Regionen Deutschlands sehr gut ist. Alle Flüchtlinge haben eine Unterkunft und die Möglichkeit Deutsch zu lernen, wobei das Problem hierbei noch besteht, wie der Unterricht ab Ende Juni in der VHS weitergeführt werden kann. Außerdem sollten die Berufsmöglichkeiten sowie die Möglichkeit eine eigene Wohnung zu finden sich noch bessern und die Vorurteile mancher Menschen gegenüber den Flüchtlingen sollten beseitigt werden. Insgesamt sind die Flüchtlinge in Bad Bergzabern jedoch gut integriert, was nicht zuletzt auch der Arbeit unserer AG zu verdanken ist, die monatlich Treffen angeboten hat – vom gemeinsamen Backen und Kochen, über einen Erste-Hilfe-Kurs, eine Wanderung auf die Burg Landeck bis hin zu einem Grill- und Spiel-Fest am 20. Mai. Sechs SchülerInnen betreuen im Tandem Schüler in der Ganztagsschule der Realschule Plus und einmal im Monat spielen zwei Schülerinnen mit den Kindern von Flüchtlingen, während die Erwachsenen zum Café Grenzenlos gehen.

Jana Mattes (MSS 12), KLI, 5/16

Asylopoly

Am 4.5.2016, am Studientag zum Thema “Zusammenleben mit Flüchtlingen”, haben die Klasse 10c und die Flüchtlings-AG von Frau Kliewer und Frau Beinghaus das Planspiel Asylopoly gespielt. Bei dem Spiel haben wir versucht, uns in die Lage der Flüchtlinge hineinzuversetzen. Jeder zieht bei der “Einreise” eine Karte, auf der sein Fluchtweg beschrieben wird (Mittelmeer, Landweg, Luftweg). Aber schon hier trennen sich bereits die Wege wie im echten Leben, denn nicht jeder Spieler hat einen “guten” Fluchtweg hinter sich, einige müssen direkt zu der Station “Erledigt”. Dorthin kommen alle, denen die Flucht nach Deutschland nicht gelingt. Die Spieler, die weiter gekommen sind, dürfen zur nächsten Station. Diese nennt sich “Transit”.

Europatag Asylopoly

Bei dieser Station müssen die Spieler durch die drei Ausgänge A,B und C gehen, schon hier kann das BAMF (das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) entscheiden, dass der Antrag “offensichtlich unbegründet” ist und dann geht’s zur Station “Erledigt”. Die 3. Station nennt sich “Erstaufnahme”. Hier müssen die Spieler ein Protokoll ausfüllen, einen Fingerabdruck hinterlassen und sich frontal und von der Seite fotografieren lassen. Das dauert etwas. Anschließend geht es zur Station 4, der “Anhörung”. Hier müssen die Flüchtlinge deutlich machen, dass sie wirklich in Not sind und das ist gar nicht so einfach. Danach geht es zur Station 5, der “Gemeinschaftsunterkunft”. Hierbei zieht jeder Spieler wieder eine Karte, auf der steht, ob man Asyl nach dem Grundgesetz bekommt oder nur “Flüchtlingsschutz” oder ob der Antrag einfach abgelehnt wird. Auch das heißt noch nicht, dass man “erledigt” ist, es gibt noch die Möglichkeit, beim “Verwaltungsgericht” an der Station 6 zu klagen. Hier erhält man wieder Karten, auf denen steht ob man endgültig aufgenommen wird oder nicht. An dieser Station trennen sich die Wege wieder, denn die, die einen Zettel mit einem positiven Ergebnis kriegen, haben gewonnen. Die übriggebliebenen Spieler gehen zur 7. Station, der “Illegalität”. Hierbei würfeln die Teilnehmer der Reihe nach ihr weiteres Schicksal aus. Viele scheiden bei dieser Würfelrunde aus, aber manche gewinnen hierbei auch. Man sieht, dass bei diesem Flüchtlings-Spiel die Hälfte verliert und so ist das auch im echten Leben. Mithilfe des Spiels konnten wir Schüler uns in die Lage der Flüchtlinge versetzen und wir können nun auch verstehen, was für eine schwere Zeit sie hinter sich haben. Wir finden, dass das Spiel sich sehr gut eignet, um sich ein bisschen in der Haut der Flüchtlinge zu fühlen und empfehlen es für Schüler ab der 9.Klasse. Man braucht zwei Schulstunden (inklusive Besprechung) und es gibt in unserer AG einige Schüler, die bereit wären, in die Klassen zu kommen, um mit ihnen dieses Spiel durchzuführen. Meldet euch einfach bei Frau Kliewer oder Frau Beinghaus, dann kommen diese “Spezialisten” zu euch in die Klassen, z.B. im Sozialkunde- oder im Religionsunterricht.
Samira Schneider und Lucia Engel (8b), KLI, 5/16

„Wer ist denn das Volk, wenn nicht wir?”

Die Autorin und Bildungsreferentin aus Berlin war im Rahmen des Europatages der Schule nach Bad Bergzabern gekommen.
 

Der Roman „Nachts ist es leise in Teheran” folgt fünf Mitgliedern einer iranischen Familie über den Zeitraum von 30 Jahren und spielt in Iran sowie in Deutschland. Jedes der Familienmitglieder bekommt in einem eigenen Kapitel eine Stimme verliehen. Die Kapitel, die jeweils zehn Jahre auseinanderliegen, sind nur Momentaufnahmen und versuchen nicht die vergangene Zeit zusammenzufassen.

Shida Bazyar las aus ihrem im Februar erschienen Erstlingswerk drei Textpassagen, die in den Jahren 1979, 1989 und 1999 spielen, vor und erklärte die politischen Geschehnisse im Iran zu den jeweiligen Zeiten. Das waren einerseits die Vertreibung des letzten Schahs 1979 durch die Islamische Revolution sowie die anschließende Rückkehr des führenden Regierungskritikers Ruhollah Khomeinis, der den Iran zu einer präsidentiellen Theokratie machte und unter dem es zahlreiche Verletzungen der Menschenrechte gab.

Das Kapitel 1989 spielt in Deutschland, nachdem die Familie mit zwei kleinen Kindern aus dem Iran geflohen ist, da Behsad und seine Frau Nahid weiter politisch aktiv sein wollten. Nahid beschreibt die Schwierigkeiten bei der Integration und denkt „Alle Deutsche sollten mit persischem Akzent reden”, das Publikum lachte herzlich bei diesem Satz.

Im Anschluss an die Lesung beantwortete Shida Bazyar Fragen zu ihrem Buch und dazu, wie sie zum Schreiben gekommen ist.

Europa-Tag Lesung

Eine naheliegende Frage, die man Shida Bazyar stellte, war die nach autobiographischen Elementen in ihrem Roman. Darauf antwortete sie, dass sie versucht habe, die Geschichte so weit wie möglich von sich selbst wegzuhalten, sich aber durchaus der Realität und Geschehnissen aus ihrem Umfeld bedient habe.

Shida Bazyar, die sich das Schreiben und Lesen noch vor der Einschulung beigebracht hat, da sie nicht von ihren großen Schwestern, die ihr vorlasen, abhängig sein wollte, hatte ursprünglich Journalistin als Berufswunsch. Sie dachte, wenn man gerne schreibt, sei die Konsequenz daraus Journalist zu werden. Jedoch war ihr diese Art des Schreiben immer zuwider,„Ich mag die Sachlichkeit und dass man so an Fakten gebunden ist nicht”, so Bazyar.

Amüsiert erzählte sie auch davon, wie Menschen, die ihr Buch gelesen haben, mehr davon wissen als sie als Autorin. So habe sie zu Beispiel gelesen, eine der Romanfiguren sei ihr Alter Ego, „Schön dachte ich mir da, was die alles über mich wissen”, sagte Shida Bazyar mit einem Lächeln auf den Lippen.

VOL, Xenia Y. Zimmermann, 5/16